DIE ZITRONENRIVIERA
Entdecken Sie die Orangerien, üppigen Gärten und romantischen Altstädte entlang einer der schönsten Panoramastraßen Norditaliens auf der Westseite des Gardasees
Dem milden Klima am Gardasee ist es zu verdanken, dass im 18. Jahrhundert hier der Zitronenanbau eingeführt wurde, der noch bis zu Beginn des 20. Jh. erfolgreich fortwährte. Aus diesem Grund prägen die Orangerien oder Limonaie, wie sie hier genannt werden, noch heute die Westküste des Gardasees. In den Terrassenanlagen am Fuß der Berge bilden die Mauerpfeiler und das Holzgebälk der Gewächshäuser einen typischen Anblick. Bei dieser Tour können wir die historische Limonaia in Pra dela Fam, eine Ruheoase direkt am See, die Malora in Gargnano, die heute noch bewirtschaftet wird, oder die Limonaia del Castel aus dem 18. Jahrhundert in Limone besichtigen.
Wer zum Gardasee reist, sollte Limone unbedingt einen Besuch abstatten: das reizvolle Fischerdorf gehört heute zu den beliebtesten und meistfotografierten Orten am Gardasee. An der Grenze zwischen der Lombardei und dem Trentino gelegen, verdankt Limone seinen Namen dem lateinischen Wort limes, was auf Deutsch „Grenze“ bedeutet. Zu Fuß oder per Rad können wir den Fuß- und Radweg erkunden, der im Juli 2018 eingeweiht wurde und streckenweise einen spektakulären Steilabschnitt am See entlangführt.
Für eine wahrhaft atemberaubende Aussicht über den Gardasee empfehle ich einen Abstecher nach Tremosine. Die Fahrt dahin auf der „Strada della Forra“ wird Ihnen unvergesslich bleiben. Sie diente übrigens im James-Bond-Film „Ein Quantum Trost“ als Schauplatz für eine spektakuläre Verfolgungsjagd. Tremosine ist ein Konglomerat von 18 Ortsteilen im Naturpark Alto Garda Bresciano. Sein Verwaltungszentrum befindet sich in Pieve, einem der „Schönsten Dörfer Italiens“. Ich empfehle, hier eine kleine Rast einzulegen. Den schönsten Ausblick genießt man auf dem kleinen Platz an der schönen Kirche S. Giovanni Battista. Für ein unvergessliches Mahl sollten Sie das Restaurant „Miralago“ aufsuchen, dessen Außenterrasse in luftiger Höhe über dem Steilabhang schwebt.
Bei der Rückkehr auf die Gardesana – so der Name der Staatsstraße, die um den Gardasee herumführt – fährt man in Richtung Campione del Garda, das sich schon von weitem mit den farbenfrohen Segeln der Kitesurfer ankündigt, die hoch in der Luft schweben. Der Gardasee ist ein weltweit beliebtes Ziel für Kitesurfen und Segeln. Angetrieben von den starken Winden, die sich hier an der Verengung des Sees bilden, gleiten die Boards pfeilschnell über das Wasser.
Weiter in Richtung Süden durchfährt man das Zentrum von Gargnano und gelangt man nach Bogliaco. An der Gardesana erhebt sich hier majestätisch der Palazzo Bettoni. Für eine wahrhafte exklusive Besichtigung empfehle ich die Privatresidenz der Familie Bettoni, die im frühen 18. Jh. vom Architekten Adriano Cristofori errichtet wurde. Nebst dem Palazzo mit seinen Kunstwerken können wir den wunderschönen italienischen Garten mit seinen Statuen, der Exedra und der Orangerie besichtigen.
Unsere Tour könnte nach Toscolano Maderno weiterführen, wo eine Autofähre nach Torri del Benaco übersetzt, wenn man schnell an die Ostküste gelangen möchte. In der Altstadt von Maderno befindet sich die sehenswerte Kirche S. Andrea, ein Juwel romanischer Baukunst. Wenn Sie lieber in die Natur möchten, bietet sich das Papiermühlental an. Begleitet vom Rauschen des Bergbaches Toscolano verfolgen wir den Weg durchs Grüne bis zum Papiermuseum, wo wir die Geheimnisse dieses Handwerks entdecken, dessen Ursprünge bis ins 15. Jh. zurückreichen.
Und die Kulturinteressierten? Sie kommen in Gardone Riviera auf ihre Kosten. Denn hier läutete im späten 19. Jh. die Eröffnung des „Grand Hotel“ den Tourismus am Gardasee ein. Symbol von Gardone Riviera ist der Vittoriale degli Italiani. In dem heutigen Museumskomplex, bestehend aus Gebäuden, Straßen, Plätzen, Gärten und Wasserläufen, lebte zwischen 1920 und 1938 der Dichter Gabriele D’Annunzio. Wir werden das Freilichttheater besichtigen, das kühne, zügellose Leben des Schriftstellers kennenlernen und spektakuläre Zeugnisse aus dem ersten Weltkrieg wie das Kriegsschiff „Puglia“ aus nächster Nähe bestaunen können. Doch damit hat es noch nicht sein Bewenden, denn Gardone Riviera hat noch eine weitere Sehenswürdigkeit zu bieten: den Botanischen Garten der Fondazione André Heller, der zu Beginn des 20. Jh. vom Zahnarzt Arthur Hruska angelegt und 1989 vom österreichischen Künstler André Heller übernommen wurde. Der Garten vereint Natur und Kunst, er bietet botanische Raritäten aus der ganzen Welt und Plastiken von Künstlern wie Keith Haring, Roy Lichtenstein und Mimmo Paladino.
Auf den Pfaden der Geschichte und Kultur können Sie auch im Städtchen Salò wandeln, das von 1943 bis 1945 Hauptstadt der Italienischen Sozialrepublik, auch Republik von Salò genannt, war. Wir beenden den geführten Rundgang durch die Altstadt mit dem Dom. Sobald man ihn betritt, offenbart sich eine unvermutete Welt voller Kunstwerke, die sich in den drei großen Schiffen reihen und im hölzernen Retabel des Presbyteriums gipfeln. Wer Shopping mag, ist in Salò an der richtigen Adresse. Boutiquen und Delikatessläden gibt es hier in Hülle und Fülle. Wenn Sie köstliches Feingebäck, darunter die „Lemoncini“ probieren möchten, dann sollten Sie zu meiner Lieblingskonditorei, der „Pasticceria Vassalli“ in der Via S. Carlo, gehen. Bevor Sie Salò verlassen, empfehle ich Ihnen noch einen Spaziergang auf der Uferpromenade, die einen herrlichen Ausblick auf die Bucht bietet. In der Ferne ist sogar die Gardainsel zu sehen… doch davon wird ein anderes Mal die Rede sein.